Constance Rubini

Kuratorin

Farbe ist überall.

Dies ist jetzt die dritte Ausgabe von Kvadrat Design Projects, die unsere glamourösen Textilkreationen würdigt. 2012 feierten wir Nanna Ditzel mit Hallingdal 65. Dafür wählten wir mehrere Designer aufgrund ihrer Fähigkeit aus, das hohe Potenzial des Textils Hallingdal zu erfassen und neu zu interpretieren. Für eine zweite Ausstellung in Mailand im Jahr 2014 mussten sich junge Designer mit einem ganz anderen Textil auseinandersetzen: mit Divina von Finn Sködt. Auch hier suchten wir nach Designern, die über ihre Begabung für Formen, ihren Sinn für Phantasie und ihr kreatives Gespür hinaus bereit waren, neue Wege der Arbeit mit diesem sehr dichten Textil zu erforschen.

Dieses Jahr wird die Ausstellung in London stattfinden. Die elegante Diskretion dieser Stadt passt perfekt zu dem Textil, das wir dieses Mal würdigen. Auch wenn Canvas auf den ersten Blick wirkt, als hätte es den ruhigen Ausdruck eines einfarbigen Textils, so ist sein Muster in Wirklichkeit sehr raffiniert und spielt mit vielen Farbtönen.

Ich habe drei Designer ausgewählt, die aufgrund ihrer Persönlichkeiten zum Geist dieses Designs passen: Maria Jeglinska, Felipe Ribon und Teruhiro Yanagihara.

Maria Jeglinska hat mit dem einheitlichen Aspekt des Stoffes gespielt und zweidimensionale grafische Farbkompositionen entworfen. Diese Zeichnungen animieren fröhlich die 2D-Oberfläche der Trennwand, die sie designt hat.

Im Gegensatz dazu hat Teruhiro Yanagihara mit Volumina gespielt. Seine Regale erhielten ihre Form durch die Materialität des eleganten Möbelstoffs aus Wolle. Seine Farbanordnungen begünstigen unerwartete runde Formen, die nur möglich sind, weil sie aus Textil hergestellt sind.

Das dritte Werk, Felipe Ribons piñatas, erinnert an eine Kultur, die für den Reichtum ihrer farbigen Textilien bekannt ist. Farbe steht hier für Feiern, Freude und Tradition. Wie hätten wir Canvas besser feiern können? An einem Keramikkörper aufgehängt zeigt sich seine elegante Schönheit als Partyheld.

Constance Rubini ist Direktorin des Musée des Arts Décoratifs et du Design (MADD) in Bordeaux und arbeitet seit 20 Jahren im Design-Business. Nachdem sie einige Zeit als Kunsthistorikerin mit Spezialisierung auf die Gemälde Alter Meister tätig war – zunächst in London, dann in Paris –, orientierte sie sich danach mehr an der zeitgenössischen Kultur. 1997 kam sie zur Sammlung für zeitgenössisches Design des Musée des Arts Décoratifs in Paris und wechselte 2006 in die Zeichenabteilung. Zu ihren Ausstellungen zählten Jean Royère, décorateur à Paris (1999–2000), François Bauchet, 1980–2000 (2000–1), Before (2002), Nobody’s Perfect (2002–3), Inga Sempé (2003), Dessiner le design (2009). 2004 kuratierte sie die Ausstellung Lumières blanches: luminaires contemporains in der Villa Noailles, Hyères, und 2005 Objets de conversation im Le Bon Marché, Paris. Im Jahr 2010 war sie Generalkuratorin der Biennale Internationale Design Saint-Étienne und Kuratorin der Ausstellung La ville mobile (Mobilität in der Stadt) und 2012 war sie Co-Kuratorin von Hallingdal 65 für Kvadrat in Mailand.

Von 2004 bis 2010 war sie Chefredakteurin der Zeitschrift für Designforschung Azimuts.

Rubini, ehemals Dozentin für Sozialstudien an der École national supérieure des arts décoratifs und an der Sciences Po in Paris, ist nun Dozentin an der ECAL in Lausanne. Seit 2013 ist sie Direktorin des MADD Bordeaux. Hier hat sie die erste Retrospektive des Werks von Andrea Branzi kuratiert (Andrea Branzi, pleased to meet you – 50 ans de création) sowie die Ausstellung Houselife – die beide sowohl im MADD als auch im von Rem Koolhaas entworfenen Haus in Bordeaux gezeigt werden – und Oh couleurs! Design through the lens of colours (2017).

Rubini ist Vorsitzende des French Centre national des arts plastiques (Cnap).